Abriss des Gutshauses Alexanderhof in Prenzlau
Alexanderhof wurde 1843 als Besitz des Bankiers Alexander Itzig erstmals erwähnt, dem es seinen Namen verdankt. Im Amtsblatt der Regierung in Potsdam heißt es für den 5. Juli 1843: „Dem neu errichteten Vorwerk des Banquiers Itzig bei Prenzlau ist der Name Alexanderhof beigelegt“. Im Jahr 1848 vernichtete ein Großfeuer mehrere Ställe aufgrund unzureichender Vorkehrungen. Das Gutshaus besteht seit etwa Mitte der 40er Jahre des 19. Jahrhunderts.
1854 erwarb Woldemar von Heyden das Gut.
1863 hatte Alexanderhof 124 Einwohner und bestand aus sieben Wohnhäusern und sieben Wirtschaftsgebäuden.
Im Jahr 1866 war es ein Nebengut des Ritterguts Wittenhof, seit etwa 1875 wohnte der Rittergutsbesitzer Wichard von Heyden auf Gut Alexanderhof. Gegen Ende des Krieges hatten schon die Nationalsozialisten dem Adligen mit der Enteignung gedroht und seinen Enkel Wichard wegen dessen Aktivitäten zur Rettung der Dorfbevölkerung vor der herannahenden Front verhaften lassen. Der damalige Gutsverwalter denunzierte Wichard von Heyden bei der Gestapo, der daraufhin nach Verhaftung als Volkssturmmann bei den Schlachten an den Seelower Höhen (Oder) fiel.
Der Gutsbesitzer Ulrich von Heyden wurde 1945 im Rahmen der Bodenreform enteignet und in das Prenzlauer Gefängnis gebracht. Grund und Boden wurden an ehemalige Gutsarbeiter und Flüchtlinge aufgeteilt. Nach 1945 fanden im Gutshaus zunächst zahlreiche Flüchtlinge eine Unterkunft. Nach 1952 wurde eine Konsumverkaufsstelle sowie eine Bauernstube für Versammlungen und Feiern eingerichtet. An die Bauernstube grenzte eine Küche, in der für die LPG-Mitglieder gekocht wurde. Bis etwa 1970 fand im ehemaligen Saal eine Schule Platz. Im angrenzenden Park wurde ein Schulgarten angelegt. Nach 1974 wurde in einem der unteren Räume eine Gaststätte eingerichtet.
Bereits vor der politischen Wende 1989 stand das Gutshaus leer. Mehrere Verkäufe danach an private Eigentümer taten dem Gebäude und seiner Bausubstanz nicht gut, denn trotz vollmundiger Ankündigungen gab es keine Erhaltungsbestrebungen und das Gebäude verfiel zusehends.
Im Jahre 2015 stellte sich im Zuge einer Katasterberichtigung heraus, dass das danebenstehende Dorfgemeinschaftshaus, welches der Stadt Prenzlau gehörte, ebenfalls auf dem Grundstück des Gutshauses stand. Da Gebäude und Grundstück zu diesem Zeitpunkt zur Zwangsversteigerung anstanden, griff die Stadt zu und ersteigerte das Gebäude sowie alle dazugehörigen Grundstücke. Im Zuge eines Dorffestes kam man mit einem Enkel des früheren Gutsbesitzers ins Gespräch und fragte ihn an, ob er sich vorstellen könnte, dass Gutshaus wieder zu übernehmen und herzurichten. Aus historischer Verantwortung und emotionaler Verbundenheit erklärte sich Dr. Wichard v. Heyden bereit, darüber nachzudenken.
Nachdem nun feststand, dass aufgrund des ruinösen Zustandes (u.a. starker Hausschwammbefall) keine Nachnutzung als Wohnhaus oder soziale Einrichtung möglich war, gab es für den Abriss zwei grundsätzliche Optionen:Das nachfolgende Statement erreichte die Stadtverwaltung im April 2016.
Der Abriss, finanziert durch die Stadt und ggf. Ausweisung von 1-2 Eigenheimparzellen. Dies schied aus finanziellen Gründen und aufgrund der Überlegung aus, dass die Etablierung von Eigenheimen neben einem Festplatz vermutlich zu Konflikten führen würde.
Der Abriss, finanziert durch eine Windkraftfirma, die als Ausgleich für die Versiegelung durch ihre Windkraftanlagen, an dieser Stelle einen entsprechende Maßnahme realisiert und finanziert.
Die MLK Brandenburg Windpark Entwicklungs GmbH & Co. KG erklärte sich bereit, diesen Abriss zu finanzieren und zu organisieren. Schnell stellte sich heraus, dass dies nur nach Untersuchung der Belange des Artenschutzes in Bezug auf mögliche Nist-, Fortpflanzungs- und Ruhestätten gebäudebewohnender Arten hinsichtlich der Chiropteren (Fledermäuse) sowie Avifauna möglich ist. Die Notwendigkeit der Kontrolle des abzureißenden Hauses auf Fledermaus- sowie Höhlenbrütervorkommen ergab sich aus dem geltenden hohen nationalen und internationalen Schutzstatus der genannten Tiergruppen.
Nach zahlreichen Untersuchungen und Verhandlungen konnte im September 2018 das Gebäude durch die Prenzlauer Firma BTT abgerissen werden.
Zur Erinnerung an das Gutshaus, welches diesen Ort über 170 Jahre dominiert hat, markieren die Eingangsstufen und die Fundamente der Säulen, die den Eingang begrenzen, die Lage des Hauses. Außerdem wurden vier Bäume gepflanzt, die an den Ecken des Fundamentes stehen und die Dimension des Hauses verdeutlichen sollen.